Wie mit Porträtfotografie anfangen?

Viele glauben, dass es ein richtiges (Hobby-)Modell bräuchte um mit Porträts anzufangen. Doch ein solches Modell zu fragen oder sogar dafür zu bezahlen trauen sich dann die Meisten doch nicht. Dabei finden wir, muss das auch gar nicht sein. Schnappt euch doch einfach jemanden aus der Familie oder Freunde. Gerade dann ist es ja relativ egal wenn es erst mal nicht so klappt und wenn doch ein paar schöne Fotos dabei raus kommen freuen sich die Fotografierten umso mehr.

Ich bin damals auch einfach mit einer Bekannten los gezogen zum Heidelberger Schlosspark und auf den Philosophenweg. Da haben wir dann los gelegt und es klappte erstaunlich gut. Wenn es euer Modell lieber ruhig haben möchte, was verständlich ist wenn ihr jemanden völlig ungeübten habt, dann könnt ihr auch einfach euren Garten oder einen Feldweg als Location nutzen. Drinnen ist es immer etwas schwieriger, da es in Räumen oft zu wenig Licht gibt. Selbst tagsüber kann das für euch problematisch werden, gerade mit einfacher Ausrüstung. Die ersten Proträtshootings bergen schon genug Herausforderungen, da solltet ihr euch nicht noch mehr Probleme aufladen.

Heidelberg Schlosspark Lolita

Foto meiner Bekannten von meinem allerersten Shooting in Heidelberg

Die richtigen Einstellungen und das Posing

Es hängt grundsätzlich davon ab wie gut ihr mit eurer Kamera bereits umgehen könnt, aber ich fand es für den Anfang sehr angenehm mit Belichtungsautomatik zu fotografieren. ISO solltet ihr auf einem niedrigen Wert lassen und dann könnt ihr mit der Blende arbeiten. Einfach könnt ihr es euch auch hier machen, indem ihr die Blende soweit auf zu macht wie es mit eurem Objektiv geht. So ist die Gefahr am geringsten dass ihr das Bild verwackelt und könnt euch wieder mehr auf euer Gegenüber konzentrieren.

Ihr braucht auch keine spektakulären Posen auf Lager haben. Im Zweifelsfall könnt ihr zusammen mit eurem Modell fürs Erste aus dem Internet 2-3 einfache Posen heraus suchen und diese umsetzen. Wenn ihr tiefer einsteigen wollt in die Materie empfehlen wir euch das Buch „Posing mit System“ von Roberto Valenzuela. Hier lernt ihr nicht einfach nur Posen auswendig wie in vielen anderen Büchern, sondern lernt systematisch was bei einer Pose wichtig ist und wie ihr damit eigene Ideen aufbaut. Das Ganze ist einfach zu verstehen und lässt sich Kapitel für Kapitel üben. Damit haben wir super Erfahrungen gemacht. Es kann trotzdem auch mal schwierig werden, weil ihr euch trotzdem auf viele Dinge konzentrieren müsst. Das ist aber alles reine Übungssache.

Wie am besten Outfits in Szene setzen?

Wir zeigen euch auf der Seite hier ja mittlerweile sehr häufig Outfits und jedes Mal stellt sich die Frage, wie machen wir das am Besten? Ihr solltet zunächst immer darauf zu achten, dass euer Modell bzw. das Outfit heller ist als der Hintergrund. Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten das anzugehen. Der Fokus sollte jedenfalls auf dem Outfit bzw. dem Model liegen. Das heißt, oftmals beschäftigt man sich mehr mit einem schönen Hintergrund als mit wichtigeren Dingen wie der Pose. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass es immer funktioniert einen einfarbigen Hintergrund zu nehmen der sich farblich vom Outfit abhebt. Wichtig ist hierbei, dass der Hintergrund möglichst ruhig ist.

Auf den Kontext kommt es an

Trotzdem möchten auch wir oftmals ein Outfit in einen bestimmten Kontext setzen. Es bietet sich ja an, wenn wir ein City-Outfit vorstellen, dieses dann in entsprechender Umgebung zu machen. Dafür brechen wir die Regel des ruhigen Hintergrunds dann auch gerne und kann zB. die parkenden Autos in einer Straße als Rahmen nutzen oder einfach das Auge leiten. Gleiches gilt für Looks die mehr auf ländliche Regionen oder Wandern ausgelegt sind. Damit könnt ihr ganz gut spielen. Wichtig ist nur, dass die Umgebung dem Look nicht die Show stiehlt oder einfach zu sehr ablenkt. Die Kunst ist also zunächst eine Location zu finden die die richtige Stimmung transportiert, dennoch gleichzeitig als ruhiger oder unterstützender Hintergrund funktioniert.

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Erzählt Geschichten!

Trotzdem kann es auch funktionieren ergänzend Fotos einzubauen bei denen ihr bewusst mit allem brecht. Beispielsweise haben wir in unserem Schottlandurlaub ein Foto gemacht bei Kilchurn Castle in den Highlands, auf dem das, eher einfache Outfit nur klein zu sehen ist. Das Schloss ist das dominierende Element, aber dennoch hebt sich die gelbe Regenjacke vom Rest ab und fügt sich in das Bild ein. Es zeigt, dass es dort hin passt.

Zusammenfassend habt ihr die Wahl einfach das Outfit zu zeigen oder mit eurem Outfit eine Geschichte zu erzählen indem ihr die Umgebung mit einbindet. Wir würden sagen am besten funktioniert beides in Kombination. Es ist immer schön eine Geschichte zu erzählen, damit schafft ihr Persönlichkeit. Trotzdem interessieren sich eure Leser auch für Details und somit Fotos auf denen der Look gut zu sehen ist.

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Allgemein seid ihr aber sehr flexibel und könnt vieles ausprobieren, denn das sind alles keine Gesetze. Sowohl mit Weitwinkel- als auch mit Teleobjektiv lässt sich Kleidung in Szene setzen. Für Ganzkörperaufnahmen bietet es sich aber natürlich an die klassischen Porträtbrennweiten zu nutzen um den Körper nicht zu verzerren. Ein Tipp wenn ihr eher kleine Frauen fotografiert ist diese aus einer tiefen Position zu fotografieren, das streckt nämlich optisch.

Was ist die beste Einsteigerkamera?

Das ist eine Frage die wir sehr häufig lesen und an sich auch erstmal berechtigt. Denn auch wenn brauchbare Modelle mittlerweile absolut bezahlbar sind möchtet ihr natürlich das beste für euer Geld. Während die Frage völlig legitim ist, ist jede Antwort die so allgemein ein Modell vorschlägt unsinnig. Natürlich ist es empfehlenswert eine Kamera zu kaufen mit Wechselobjektiv und je nach Budget kann man da auch höher ansetzen. Aber die jeweiligen günstigsten Modelle der großen Hersteller sind alle gut genug um in das Hobby einzusteigen.

Es ist meist sogar eher abzuraten von einer Kamera aus dem High-End Segment, weil diese meist nahezu komplett auf Automatiken verzichten, die wie wir finden, anfangs durchaus eine Hilfe sein können. Einige werden an diesem Punkt sicher widersprechen und auch wir sind der Meinung, dass diese Automatiken so schnell wie möglich, nach und nach, ausgeschaltet werden sollten. Nur so erlangt ihr die volle Kontrolle über das Foto welches entsteht. Ganz am Anfang werdet ihr normalerweise aber so viel mit allem Möglichen zu tun haben, dass es sinnvoll ist sich möglichst wenig auch noch mit Kameraeinstellungen rum zu schlagen.

Das richtige Objektiv

Wir finden es sehr wichtig, dass die Kamera gut in eurer Hand liegt und die Bedienung euch zusagt. Es soll euch Spaß machen damit zu arbeiten und nicht für 2% weniger rauschen jedes Foto zu einem Krampf werden. Viel wichtiger sind eh die Objektive. Hier kommt es auch wieder drauf an was ihr überhaupt machen wollt. Das mitgelieferte Objektiv (oft Kit-Objektiv genannt) zur Kamera reicht für die meisten Dinge am Anfang aus. Nur für Porträts solltet ihr relativ schnell ein zusätzliches Objektiv dazu kaufen, denn diese profitieren davon enorm. Da gibt es zu Mindest von den Platzhirschen Canon und Nikon Modelle für unter 200€ mit 50mm Festbrennweite und Blende bis 1.8. So werden Menschen unverzerrt aufgenommen und ihr bekommt den beliebten unscharfen Hintergrund hin um die Person vom Hintergrund freizustellen.

Schaut doch auch in den ersten Teil unserer kleinen Fotografietipps Reihe: Ein paar Worte zur Fotografie.